Sophie Thun setzt sich in ihrem Werk mit der kunstgeschichtlichen Tradition der (Selbst-) darstellung auseinander und reflektiert zugleich vielschichtig das Medium der Fotografie. Ihren Körper nutzt sie als Instrument, um die Herstellungsprozesse und die Handlungsräume der Fotografie zu zeigen. Sie hinterfragt mit ihren Bildern darüber hinaus gesellschaftliche Realitäten und Geschlechtszuschreibungen ebenso wie Abhängigkeiten, denen sie als Künstlerin unterliegt. Der Selbstauslöser in der Hand kann als Moment der künstlerischen Selbstermächtigung identifiziert werden. Thun arbeitet mit einer Kombination aus Großformatfotografie auf Negativ und Fotogramm. Sie verbindet so Abbilder mit Bildern durch Berührung.
Im Dialog zu Selbstporträts und -inszenierungen von Sophie Thun zeigt die Ausstellung „Trails and Tributes“ im Kunstverein Hildesheim fotografische Bilder aus dem Archiv der 2011 verstorbenen Künstlerin Zenta Dzividzinska (ZDZ). Thun hat sich die Arbeiten der lettischen Fotografin während eines Rechercheaufenthalts in Riga künstlerisch angeeignet. Es ist ein Versuch, die wenig bekannten und teilweise nie ausbelichteten Bilder von Zenta Dzividzinska sichtbar zu machen, die zu Lebzeiten eine von nur zwei Frauen im Fotoclub Riga war und der eine öffentliche Anerkennung bis heute versagt blieb.
Die Ausstellung wird kuratiert von Christin Müller und Torsten Scheid.
Sophie Thun (*1985, Frankfurt/Main), aufgewachsen in Warschau, absolvierte ihr Kunststudium an den Akademien der bildenden Künste in Krakau und Wien. Sie ist Künstlerische Mitarbeiterin an der Kunstuniversität in Linz und lebt in Wien. Ihre Arbeiten sind international in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt u.a. in der Kunststiftung DZ Bank, Frankfurt/Main, Kim? Contemporary Art Center, Riga, Museo MACRO, Rom (2021), Secession, Wien, Fotograf Festival, Prag (2020), C/O Berlin, Camera Austria, Graz, Kunstforum Wien (2019) und Les Rencontres, Arles (2018).
Ihre Arbeiten sind Teil zahlreicher Sammlungen, u.a. des Museums der Moderne Salzburg, der Sammlung Verbund, Wien, des SMART Museum, Chicago, Lentos Museum sowie des Landesmuseum Oberösterreich, Linz. 2019 wurde Thun mit dem Förderstipendium der Kunststiftung DZ Bank ausgezeichnet und 2021 mit dem Outstanding Artist Award des Bundesministeriums für Kunst und Kultur (AT).
Publikationen: Sophie Thun, hrsg. von Phileas, Distanz Verlag, 2022, Sophie Thun. TL CS PP DS, hrsg. von der Secession, Revolver Verlag, 2020, und WHITE FLAG, mit Hanna Putz, Pampam Publishing, 2019. Thun wird von der Galerie SOPHIE TAPPEINER in Wien vertreten.
PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
Sa., 7. Mai, 19 Uhr
Eröffnung der Ausstellung. Grußwort: Jürgen Twardzik, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine Einführung: Christin Müller und Dr. Torsten Scheid
Do., 19. Mai, 19 Uhr
Latent Images. Gespräch mit den Fotografinnen Brigitte und Isadora Tast im Kunstverein Via 113
Do., 2.6.22, 18 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sophie Thun – Künstlerische Intervention im Dommuseum Hildesheim
im Anschluss, 19 Uhr
Gespräch zum Verhältnis von Fotografie und Malerei mit Sophie Thun und Prof. Dr. Thomas Lange, Universität Hildesheim
Fr., 3. Juni 19 Uhr
16 Millimeter, Millepeter, Miller Peter. Performativer Filmabend mit dem Künstler Peter Miller, moderiert von Christin Müller
Do., 23. Juni
2. Hildesheimer Dunkelkammernacht (witterungsabhängig)
So., 17. Juli, 11 Uhr
Ausstellungsgespräch mit Sophie Thun, Christin Müller und Dr. Torsten Scheid
Offene Seminarsitzungen mit Studierenden der Kulturwissenschaften am 12. Mai & am 30. Juni jeweils um 19 Uhr