Final Goods

Final Goods

02.04.2016 – 01.05.2016

Längst hat die Kunst das Museum verlassen und erobert neben Verkaufsräumen von Galerien oder Kunstmessen auch das Internet und mit ihm einen alltäglichen Raum des Konsums. Viele zeitgenössische Künstler_innen bedienen sich sowohl der Werbe- und Warenästhetik als auch gängiger Marketingstrategien, um Objekte an der Schnittstelle von Kunstwerk und Konsumprodukt zu konzipieren. Die künstlerischen Produktpaletten umfassen Lifestyle-Objekte, Modekollektionen, Elektronika, Computerprogramme, Möbel – sogar Topfpflanzen gehören zum Sortiment. Als erschwingliche Lifestyle- Accessoires verweisen sie über sich hinaus auf einen spezifischen Lebensstil und Zeitgeist, der für den_die Käufer_in eine identitätsstiftende Wirkung besitzt. Auch die Inszenierung der zum Verkauf angebotenen Kunst-Waren ist Teil des künstlerischen Konzepts. Im Internet betreiben Künstler_innen Online-Shops. Außerhalb des digitalen Raums verwandeln sie Ladenlokale ebenso wie Ausstellungsräume zu aufwendig inszenierten Concept Stores und Verkaufsflächen zu installativen Arrangements. 

In der Konzeption und Erscheinung der künstlerischen Produkte spiegeln sich die ambivalenten Mechanismen der Konsumkultur. Dies zielt vor allem auf die Auseinandersetzung mit der machtvollen Suggestivkraft der Warenästhetik. Neu verhandelt werden dabei sowohl das Verhältnis von Kunst und Ware, als auch der Status des Kunstwerks an sich. Denn in Bezug auf Inszenierung, Ästhetik und Funktionsweise lassen sich hier Werk und Konsumgut nicht mehr wesentlich voneinander unterscheiden. Der scheinbare Gegensatz wird aufgehoben. Kunst wird von vornherein als konsumierbares Produkt gedacht, anstatt zunächst als genuin ideelles Werk präsentiert zu werden. 

 

Die Trennlinie zwischen trivialer Ware und käuflichem Kunstwerk verschwimmt also zunehmend. Dies wirft Fragen auf: Wie lassen sich die Wechselwirkungen von zeitgenössischer Kunst und Konsum deuten? Müssen Kunstwerke eine kritische Distanz zu Entertainment und Warenform halten? Wird der Kunstwerk-Status lediglich behauptet und als schlagkräftiges Verkaufsargument benutzt? Oder handelt es sich um eine humorvoll-ironische Analyse der Funktionsweise von Konsumprodukten? Stellt dies eine neue Art der künstlerischen Konsum- und Gesellschaftskritik dar? Werden dabei auch die kapitalistische Verwertung der Kunst und die kommerzielle Seite des Kunstsystems an den Pranger gestellt? 

Diese Überlegungen stehen im Zentrum der als Produktpräsentation inszenierten Ausstellung FINAL GOODS. Sie zeigt künstlerische Projekte, die die Trennung zwischen Produkt und Kunstwerk befragen, reflektiert Aspekte der Konsumkultur und beschäftigt sich mit der Strategie des „Brandings“ sowie der Kommerzialisierung der Kunst. 

Konzept: Kathrin Meyer
Kuratiert von Nora Brünger und Sonja Wunderlich (künstlerische Leitung) in Zusammenarbeit mit Lisa Paland, Nada Schroer und Francisco Vogel