Der Turm

Der Turm

Johannes Vogel
14.05.2011 – 03.07.2011

Johannes Vogl (*1981 in Kaufbeuren) konstruiert Versuchsanordnungen und Experimente im Spannungsfeld von Funktionalität und Objekt. Den Kehrwiederturm transformiert er durch den Einbau eines komplexen Rohrsystems zur begehbaren Skulptur, deren Funktion weit nach Außen hin sichtbar wird, wenn einmal täglich Rauch aus den Fenstern des Turms aufsteigt. 

Das von Vogl erzeugte Bild verweist auf aktuelle, kollektive Ängste und ihren ambivalenten Ursprung zwischen realer, unterschwelliger Bedrohung und allgegenwärtiger, medialer Inszenierung. 

Die Entstehungsprozesse sowie die zugrunde liegenden Mechanismen sind wesentlicher Bestandteil der Arbeiten von Johannes Vogl. Für den Kunstverein Hildesheim hat er die ortsspezifische Arbeit »Der Turm« entwickeln, in der er die Besonderheiten des Ausstellungsortes, eines über fünf Stockwerke bespielbaren ehemaligen Wehrturms der Hildesheimer Stadtmauer aus dem Jahr 1465, aufgreift. 

Sämtliche Ebenen des Turms werden ausgehend von einem Generator mit einem System aus Lüftungsrohren durchzogen, die an den Fenstern enden, sodass kein Tageslicht hinein gelangt. Das Innere des Gebäudes erscheint als funktionaler und doch skulpturaler Maschinenraum. Die Funktion des Versuchsaufbaus zeigt sich allerdings nur außerhalb des Gebäudes, wenn der im Zentrum der Konstruktion von einer Nebelmaschine erzeugte Rauch aus den Fenstern dringt. Innenraum und Außenraum sind so wechselseitig miteinender verbunden, die wehrhaften Mauern des Turmes werden durchlässig. Die Information, die sie transportieren, bleibt jedoch ambivalent. Das Bild des aufsteigenden Rauches referiert auf die historische Zerstörung Hildesheims aber auch auf aktuelle, medial präsente Bilder aus Fukushima oder den Krisengebieten in der arabischen Welt. Aufsteigender Rauch gilt als Indiz für Ereignisse, über deren Ausmaß, Drastik und Konsequenzen der Rauch allein aber keine Aufschlüsse gibt. 

Johannes Vogl lenkt mit seinen präzisen mechanischen Skulpturen Aufmerksamkeit auf sowohl alltägliche wie auch assoziativ besetzte Momente, geprägt von Gedankenspielen im Sinne eines „Was wäre wenn..“. Sie wirken wie Realisierungen phantastischer Szenarien, deren Inszenierung wiederum durch die sichtbare und nachvollziehbare Konstruktion gebrochen wird. Ein Bild wird angeboten, aber durch die Darlegung seiner technischen Konstruiertheit als Illusion offenbar.